1972 - 2012: 40 Jahre SMART Jubiläum

Seit über vier Jahrzehnten begeistern die beiden Vaihinger Musiker Hans Haag und Walter Max mit ihrer Musik ein breites Publikum. Immer wieder auf die alten Zeiten in den 60er und 70er-Jahren angesprochen, wurde die Idee geboren, in Verbindung mit dem Hoffest auf dem Lerchenhof in Enzweihingen ein eintägiges Revival aus Anlass des 40jährigen Bestehens der Gruppe SMART zu veranstalten. Am Donnerstag (Fronleichnam) 07. Juni 2012 wird sich die Tanzkapelle SMART mit einigen der früheren Bandmitglieder präsentieren. Dieses Jubiläum verknüpft die Freude an der aktuellen Musik mit den Erinnerungen an die vergangenen Zeiten. Einige der „alten Smarties“ haben sich spontan entschlossen, bei diesem Event dabei zu sein. Sie werden mit ihren alten Songs auftreten und gemeinsam mit Hans und Walter nicht nur für die junggebliebenen „alten“ Fans von damals ein Stück Erinnerung wachrufen.

Die 1970er Jahre, das war die Zeit, als sich die Teenager samstagabends - nach der ZDF- Hit-parade - in der Halle zum Tanzen trafen. Für viele war ein Wochenende ohne Hallenschwof bei den SMART kaum vorstellbar, es wurde damals selten ein Tanz ausgelassen und manch gemeinsamer Lebensweg fand hier seinen Anfang.

Doch eigentlich muß man noch weiter in die 1960er Jahre zurückgehen, als für Walter und Hans, die beiden „Urgesteine der Vaihinger Musik-Szene“, alles begann. Anfang der 1960er Jahre bis Anfang der 1970er Jahre war die Zeit der Beatmusik, der gebräuchliche Begriff für frühen, auf Gitarrenspiel basierenden Pop-Rock. Als musikalische Vorbilder dienten der amerikanische Rock ’n’ Roll und britische Skiffle, meistens gespielt von Bands mit zwei bis drei E-Gitarren, einem E-Bass und einem Schlagzeug. Die bekannteste Gruppe, die diesen Stil entwickelte und populär machte, waren die Beatles.

Von dieser neuartigen, modernen Beatmusik fasziniert, trafen sich 1963 vier nette Jungs zum gemeinsamen Musizieren. Walter Max (Gitarre), Friedhelm Toberer(†) (Schlagzeug), Peter Stisi (Bass) und Hans Haag (Gitarre) gründeten „The Lightnings“ - die erste Beatband in Vaihingen/Enz. Die Ausstattung war sehr spärlich, denn die Lehrlinge hatten kein Geld, um sich teure Geräte, geschweige denn eine Gesangsanlage anzuschaffen. So wurden von Walter große Radios zu Verstärkern umgebaut, so daß man wenigstens mit den Gitarren ein wenig Krach machen konnte. Instrumentalstücke, besonders die heute zu den Klassikern zählenden Gitarrenstücke von den „Shadows“ (Apache, Back Home …), „Sputniks“ (If You Could Read My Mind, Moonshot) usw. wurden eingeübt und klangen auch schon recht gut. Im Club 39 in der Franckstraße trafen sich die Fans der ersten Stunde zu Insider- Partys, um nach der Musik der „Lightnings“ zu schwofen und den Twist, einen neuartigen Solo-Tanz, der eigentlich noch nicht gesellschaftsfähig war, zu trainieren - die Mädels im Sonntagskleid mit toupierten Haaren, die Jungs im Anzug mit Krawatte - eine tolle Zeit!

Die Beatles kamen inzwischen groß heraus und somit war nun auch ein meist zwei- bis drei-stimmiger Gesang gefordert. Mit „Twist and shout”, “A hard day’s night”, “Ticket to right” wurden die ersten Gesangsstücke einstudiert, das Starstück seinerzeit war “ Pretty Woman”. Im Sommer 1964 hatten „The Lightnings“ den ersten öffentlichen Auftritt in der Stadthalle in Vaihingen. Nach diesem erfolgreichen Start folgten viele wöchentliche Veranstaltungen in den umliegenden Hallen u.a. in Heimerdingen, Flacht, Perouse, Rutesheim und natürlich in der legendären „Stromberg-Grotte“ in Gündelbach. 1966 folgte eine sehr kurze Zeit als „The Piccolo’s“. 1967 ging es jedoch in neuer Besetzung unter „The Lightnings“ weiter. Der „StarClub Bietigheim“ engagierte die Band (später auch mit „Little Lord“) für Events in Kehl, Straßburg, das große Beatfestival in Bietigheim und als Vorgruppe bei den Konzerten der „Rattles“ und der „Lords“ in der Stadthalle in Vaihingen. 1969 trennten sich die Wege der Musiker, u.a. durch die Einberufung von Walter Max zur Bundeswehr.

Das Ende der Beatles 1970 beendete auch die Ära der Beatmusik. Die frühen 70er Jahre wurden nun geprägt von progressiven Bands wie Emerson, Lake & Palmer (ELP), Yes und Genesis, die sich dank ihrer virtuosen Möglichkeiten auch bei der klassischen Musik be-dienten. Bald schlug die Stunde des Hardrock. Led Zeppelin, Deep Purple, Black Sabbath, Free und später auch AC/DC waren bei einem breiten Publikum die angesagten Gruppen. Beeinflußt von dieser Entwicklung entstand 1969 eine neue Formation mit den Musikern Hans Haag, (Gitarre), Holger Blankenberg (Gitarre), Heinz Geiger (Bass), Horst Schmid (Schlagzeug) und Rolf Hofsäß (Gitarre) unter „The Laymen“ und später „Zoom“. 1971 wurde Zoom aufgelöst und die Musiker gingen unterschiedliche Wege.

Doch bereits wenige Monate später, im Juni 1972, wurde die Gruppe SMART gegründet: Günter Klohr(†) (Bass), Thomas Hauser (Sologitarre), Horst Schmid (Schlagzeug), Rolf Hofsäß (Gitarre) und Hans Haag (Rhythmusgitarre). Es war nun die Zeit der Langhaarfrisuren, bei Frauen und Männern, Bart, Koteletten, Minirock, Parka, Plateauschuhe, z. T. auch bei Männern, Schlaghosen, Hot Pants.

In den folgenden Jahren entwickelt sich die Kapelle SMART zur einer der angesagtesten Tanzbands der Region mit regelmäßigen Auftritten in den Turn- und Festhallen, die teilweise auch in Eigenregie angemietet und bewirtet wurden. Besonders die Veranstaltungen in der Mettertal- Halle in Horrheim waren legendär.

1973 kam Walter Max, der alte Weggefährte von Hans Haag wieder zu der Gruppe und Günter Öhler (Keyborder) ersetzte Gp. Nach dem Ausscheiden von Horst Schmid, Rolf Hofsäß und Günther Öhler kamen Toni D’Angelo (Schlagzeug) und Armin Schäffer (Keybord) neu dazu. Gründungsmitglied Günter Klohr wurde durch Wolfgang Kühnl (Bass) ersetzt. In den vielen Jahren mischten immer wieder private und berufliche Gründe bei der Bandbesetzung kräftig mit. Es würde den Rahmen sprengen, alle Musiker dieser vier Jahrzehnte aufzuzäh-len.

Die Musik veränderte sich weiter und aus Funk und Soul entstand Disco. Mit dem Sound-track "Saturday Night Fever" lösten die „Bee Gees“ 1977 eine riesige Begeisterungswelle für diese neue Musikrichtung aus. Der mehrstimmige Gesang war nun noch wichtiger geworden und entwickelte sich zu einem Markenzeichen von SMART. Weitere Wechsel ließen inner-halb der Gruppe keinen Stillstand zu, Hans M. Draskowitsch bereicherte nun das umfang-reiche Repertoire durch seine excellent vorgetragenen Saxophon- Stücke.

Die Pop-Musik eroberte die Hallen und die SMART-Musiker verstanden es, die Fans nach dem Motto „Musikgenuß und Tanzvergnügen“ zu begeistern: Die aktuellen Hits von all den bekannten Sängern und Gruppen von ABBA über Beatles, Bata Ilic, Jürgen Drews, Elvis Presley, Smockie, George Baker Selection bis zu den Rolling Stones, den Bee Gees, Tony Christie, Status Quo, Deep Purple und was es sonst noch so alles gab, nicht zu vergessen die Soultitel z.B. von Percy Sledge und Wilson Picket .

Ab den 1980er Jahren entwickelten sich die Musikstile sehr vielfältig und kaum ein anderes Jahrzehnt hat die Musikszene später so nachhaltig geprägt wie diese Zeit. Größen wie Madonna und Michael Jackson aber auch die damals revolutionäre Technik der Synthesizer hat die Musikwelt stark verändert. Bunt gemischte Elemente aus Soul, Funk, Synthiepop oder Hardrock ergaben eine Einheit. Tina Turner, Elton John, Prince, die Eurythmics, Lionel Richie, Phil Collins oder A-ha, die Gegensätze konnten größer nicht sein.

1994 war mit dem Einstieg von Petra B. aus Stuttgart als Sängerin eine neue Ära ange-brochen, zumal auch am Schlagzeug mit Bernd Wörner und am Keybord mit Gerhard Wolf weitere Veränderungen stattfanden. Diese Formation überzeugte immer wieder vor allem durch einen sehr ausgewogenen mehrstimmigen Gesang und es folgten einige Jahre der Beständigkeit. Die Gruppe war aus der Szene im Großraum Vaihingen und darüber hinaus auch nach weiteren Umbesetzungen (Charly - Schlagzeug, Kati - Gesang, Dave - Schlagzeug, Assunta - Gesang, Mark - Schlagzeug) nicht wegzudenken. Die Faschingsveranstaltungen in der Halle in Münchingen waren über fast drei Jahrzehnte (1976 – 2004) ein absolutes Highlight.

Doch auch diese Zeit ging zu Ende und seit 2005 präsentiert sich SMART als Duo. Die beiden „Urgesteine“ Hans Haag und Walter Max spielen nach wie vor unter dem altbekannten Motto „Musikgenuß und Tanzvergnügen" mit unverminderter Begeisterung für ihre Musik und vor allem für die Zufriedenheit ihres Publikums.

Ein Leben lang mit der Musik leben, davon 40 Jahre als Mitglieder der Gruppe SMART – das bedeutet, unzählige, meist erfolgreiche Veranstaltungen, viele interessante Begegnungen mit einem immer wieder neuen Publikum, zahlreiche überraschende Treffen mit alten Fans auf den verschiedensten Veranstaltungen, ob Hochzeit, Geburtstag oder Straßenfest, viele spannende Erlebnisse, auch unangenehme und sehr enttäuschende Erfahrungen. Doch um über eine so lange Zeit gemeinsam erfolgreich musizieren zu können, muß die Chemie einfach stimmen und es bedeutet vor allem, niemals müde werden, immer am Ball bleiben, ständig aktuelle Titel lernen, sich auch immer wieder auf Neues einlassen und doch gleich-zeitig die guten alten Musiktitel bewahren und nie das Gefühl für die Erwartungen des Publikums verlieren.

Das Lerchenhof-Fest bei Familie Lohrmann ist seit Jahren eine sehr gute Gelegenheit, die SMART-Musik bei bester Bewirtung in herrlicher Freiluft-Atmosphäre zu genießen und bis in die späte Nacht hinein „Musikgenuß und Tanzvergnügen“ zu erleben, denn hier wird zu heißen Rhythmen und verträumten Melodien geschwoft wie in alten Zeiten!

Let’s dance – let‘s fetz ! am 07. Juni 2012

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